Fährboot-Kühlwagen Tbnhs 30 von Modellbahn-Union

Einmal mehr ist ein Wagen nach kleinerem englischen Lichtraumprofil Thema. Während zumindest im Bestand der deutschen Bahnen die allermeisten dieser Wagen relativ einfache gedeckte sind, haben wir hier einmal einen Kühlwagen – oder besser "den Kühlwagen", denn soweit man das aus verschiedenen Quellen entnehmen kann, war das wohl der einzige Wagen dieser Art. Daneben hatten offenbar NS, SNCB und SBB später eine gemeinsame Kühlwagen-Bauart.

Der besagte Wagen wurde 1935 in 50 Exemplaren als "Gfhks Trier" gebaut, wobei sich die Bezeichnung öfters änderte.  Der für Fährbootwagen verwendete Gattungsbezirk "Trier" wurde so aus politischen Gründen in "Saarbrücken" umbenannt – das Saargebiet war nun wieder Teil des Deutschen Reiches. Später wurde der Wagen dann allerdings doch in den Gattungsbezirk "Berlin" für Kühlwagen eingeordnet ("Saarbrücken" waren jetzt Selbstentladewagen), wo als nächstes eine neue Bauartbezeichnung geschaffen wurde: Tnb(o)hs, wobei das "o" Wagen ohne Fleischerhaken bezeichnet – eigene Gattungen für solche Details finden sich bei Kühlwagen immer wieder.
Von der Bundesbahn wurden die Wagen schließlich als "Tbn(o)hs 30" bezeichnet; 1965 gab es dann noch die UIC-Gattung Icfrs 400, jedoch wurden die letzten Wagen 1969 ausgemustert. Einen Nachfolger gab es nie – der Transport per Straße war für den zeitkritischen Kühlverkehr zu sehr überlegen geworden. Zwei der Wagen kamen zudem offenbar bereits mit Kriegsende zur Deutschen Reichsbahn in der DDR.

Das Modell

Fährbootwagen haben bei Modellbahn-Union derzeit Konjunktur, so gab es kürzlich schon den gedeckten Tcefs 845. Dieser Wagen ist allerdings schon durch seine etwas abweichende Länge eine komplett eigene Konstruktion. Nach den Problemen mit der Kupplungskulisse des Tcefs betont der Hersteller, dass man auf eine komplett andere Konstruktion setzt. Diese folgt jetzt dem üblichen Form, wie sie die NEM 352 beschreibt.

Die Detaillierung ist der Wahnsinn; nicht weniger als 12 eingesetzte Griffstangen, Tritte und Signalhalter gibt es an jedem Wagenende. Ebenso sind die 8 Flettner-Rotoren zur Belüftung eingesetzt. Auch am Unterboden – der Rahmen ist durchbrochen, so dass man von unten den Wagenkasten sieht – ist wie schon beim Tcefs von der Einfachheit der frühen Modelle des Herstellers nichts mehr zu sehen. Die Radsätze sitzen diesmal in Metallbuchsen, wodurch der Wagen so leicht rollt, dass man ihn über den Tisch pusten kann. Einzige Maßabweichung wäre wohl, dass der Dachüberstand an den Wagenenden etwas übertreibt.

Das Weiß des Wagenkastens ist dabei etwas dunkler als man dies sonst von Kühlwagen gewohnt ist. Angeboten wird der Wagen in drei Versionen mit je zwei Wagennummern: Gfkhs Saarbrücken der DRG aus Epoche II mit großem Schriftzug "Kühlwagen", die hier gezeigte Version der Epoche III und ein Wagen der frühen Epoche IV vermietet an Transthermos. Alle drei werden auch in einem Produktvideo vorgestellt.

Ähnliche Modelle

Weitere Fährboot-Kühlwagen gab es meines Wissens zumindest in Deutschland nicht. Aus der gleichen Zeit wie unser Testkandidat sind normale Kühlwagen aus der Zeit um 1940, die es in zahlreichen Formvarianten von Arnold gibt; hier mit auf dem Vergleichsfoto.

Über das Angebot anderer Fährbootwagen verweise ich auf den Artikel zum Tcefs.

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